Anlässlich des achtzigsten Geburtstages des Kassenwarts der deutschen Gesellschaft für Soziologie.*
Ja die Soziologen fragten was uns wohl zusammenhält
Sie zogen große und kleine Rahmen um unsere Welt
Interpretierten und erklärten jeden kleinen Habitus
Suchten überall nach einem geeigneten Algorithmus
Philosophen haben die Welt nur unterschiedlich interpretiert
Die Soziologen haben die Gesellschaft dann konstruiert
Sie hießen ihr eine feste Struktur und sahen sie immanent
Man hat sie in Zement gegossen und nun ist sie transzendent
Nun suchten unsre Soziologen sich einen Standpunkt aus
Und bekrittelten das von ihnen konstruierte Haus
Ob nun Struktur- oder Systemtheorie
Sie begruben jede reformerische Euphorie
Von ihrem Standpunkt aus debattierten sie über Köpfe hinweg
Über den Kapitalismus, das Prekariat und deren Lebenszweck
Warum fällt es denn so schwer von einem Standpunkt abzurücken?
Die Gesellschaft und die Natur, das Kollektiv braucht neue Brücken
Meine Herren, von ihrem Punkte aus behalten sie stets Recht
Das lässt sich nicht bestreiten und ich suche darum kein Gefecht
Doch die Sicht ist reichlich eingeschränkt an nur einer Stelle
Darum überschreiten sie doch bitte ab und zu ihre Schwelle
*nach jedem prunkvollen und herrlichen Reim ist ein "Tätä Tätä" hinzuzudenken, der den Reim hervorheben und Ausdruck verleihen soll
Homunkulus - 11. Okt, 22:12
Von Schein und Sein
Wer hört die Welt sie sei nur Schein
Braucht nicht besorgt darum zu sein
Ist die Welt nur Schall und Rauch
So seid ihr und so bin ich es auch
So sind die Dinge stets unsresgleichen
Mag uns auch Ungewissheit beschleichen
Auch dem gesperrten Gott, ihm sei verziehen
Hat unser Glaube Glaubwürdigkeit verliehen
Könnten nur glauben, können nicht wissen
So ward der Mensch stets hin und hergerissen
Was kann ich wissen? Was soll ich glauben?
Soll man sich jeder Gewissheit berauben?
Das Paradies hat noch kein Teleskop erspäht
Kein Gerät das seine Existenz verrät
Gibt’s dennoch Guts und Böses hier und da
Was man im Anbeginn der Zeit schon sah
Oft können wir das Böse nur verschmerzen
Doch das Gute besteht. in unseren Herzen
Homunkulus - 6. Okt, 21:13
Ein sonniger Tag trifft auf ein schmerzliches Gemüt
Und der lang erwartete, halberflehte Sonnenschein
Gilt nun anderen. Schad, man hat sich redlich bemüht
Die heitere Sonne trifft keine Schuld, ist’s auch gar gemein
Nun, was bleibt einem in dieser Lage schon groß zu tun?
Als die Vorhänge zuzuziehen und die Sonne auszusperren
Hätte man sie gar nötig gehabt. Lassen wir’s darauf beruhn
Nicht im Augenblick, aber dann! Wird man sich wehren
Homunkulus - 6. Okt, 13:33
„Mein Vater ist gestorben“ sagte der Freund trocken, als er von seinem Bierglas aufblickte. Ehrlich betroffen antwortete der Andere. „Das tut mir Leid… wie geht es dir? Brauchst du Hilfe?“„Nein, schon gut… es ist schon ein paar Wochen her… Damals war er kaum Zuhaus… er arbeitete viel. Seine Arbeit trieb ihn immer um...er meinte ich solle dieses Organ hier bekommen.“„Ah, davon habe ich gehört. Dass dein Vater eines besessen hat, hätte man sich fast denken können.“„Tja… er hinterließ mir und meiner Mutter außerdem ein außerordentliches Vermögen. Davon hatte meine Mutter zu seinen Lebzeiten wenig gesehen. Dafür kümmerte sie sich um seine Beerdigung.“
„Vergiss das für heute… kommst du morgen mit in die Kernberge? Ich will mal wieder die Horizontale abwandern.“„Nein, ich kann nicht… ich mache doch schon seit Anfang der Semesterferien dieses Praktikum… sie zahlen gut und am liebsten würden die mich gar nicht mehr weglassen. Die haben mir sogar schon ein Angebot gemacht, ich solle nach dem Studium direkt bei ihnen anfangen.“
„ … Und?“„Oh, ich habe abgelehnt. Ich denke ich finde auch noch etwas mit höherem Einstiegsgehalt.“„Nun… schade, dass du nicht mitkommen kannst… vielleicht ein andermal.“„Ja… vielleicht irgendwann… immer viel zu tun.“„Was soll‘s… vielleicht sollte unsereins auch mal etwas Ehrgeiz säen.“ „Viel Erfolg!“„Auf viel davon würde ich vielleicht lieber verzichten.“
Homunkulus - 5. Okt, 12:13
Nun... damit dieser neue Blog etwas Content bekommt, hier ein paar Zeilen aus meiner Prüfungszeit vor ein paar Monaten.
_________________________________________________
Zwischen zwei Skripten
Ja mein Gott, ich pauk...
les und treib nebenher so allerlei Klamauk!
Versuch mich von der Müdigkeit abzulenken
Und das rote Aug in Büchern zu versenken
Ja ich würd viel lieber trinken gehen
Anstelle meinen trägen Geist zu beflehen
Er möge sich bitte konzentrieren!
Und darüber (worüber?) den Verstand verlieren
Nein Halt! Meinen Verstand verliere ich besser nicht
Wo steckt er denn nun, dieser unglückselige Wicht!
Der sollte eher nicht verloren gehen
Hach, da ist er… ich kann ihn sehen
Er kullert da hilflos zwischen zwei Skripten
Hing an irgendeiner Notiz, einer mit Kaffee überkippten!
Herrje, der sieht schon arg verkümmert aus
Nun, was soll’s … ich hab ihn wieder
Drum mach ich mir (für heut) nichts weiter draus
Nachtrag:
Letztens sah ich da diesen gar sehr schönen Verstand
Den ich im Subtext von diesem einen Buche fand
Vermutlich hat ihn der Autor dort verloren
Ich durft ihn nicht verwenden, der alte war noch nicht vergoren
Homunkulus - 4. Okt, 18:51
HOMUNKULUS in der Phiole zu Wagner
Nun Väterchen! wie stehts? es war kein Scherz.
Komm, drücke mich recht zärtlich an dein Herz,
Doch nicht zu fest, damit das Glas nicht springe.
Das ist die Eigenschaft der Dinge:
Natürlichem genügt das Weltall kaum,
Was künstlich ist, verlangt geschloßnen Raum. (1)
Die Figur des Homunkulus in Goethes Faust ist ein künstlich geschaffener Mensch. Im vollen Besitz seiner geistigen Kräfte, einer Persönlichkeit und dem festen Bestreben zu sein und zu werden, ist der Geist des Homunkulus gefangen in einer Phiole aus Glas, die ihm den direkten Kontakt mit seiner Außenwelt verbietet. „Nur halb zur Welt gekommen“, körperlos nimmt er die Welt allein durch ein Glasgefäß wahr.
THALES
Gib nach dem löblichen Verlangen
Von vorn die Schöpfung anzufangen,
Zu raschem Wirken sei bereit!
Da regst du dich nach ewigen Normen,
Durch tausend abertausend Formen,
Und bis zum Menschen hast du Zeit.
(1)Goethe, J. W.: Faust – Texte und Kommentare. Hrsg. Schöne, Albrecht. Frankfurt a.M. 2003, S. 280. Damit das Ganze auch Sinn macht, will ich unter Lesestoff nur kenntlich machen, was im Blog bereits erwähnt oder zitiert wurde.
Homunkulus - 4. Okt, 16:16