GEDICHTE

Montag, 7. November 2011

zwischen Gitterstäben

Ich bin so frei zu wählen
Worin! meine Unfreiheit besteht
Möcht mich doch in ihr
So sicher wähnen
Als in weiten Zellen
Umringt von Mauern
Die nur der Kopf beschreibt
Hier will ich dann von Freiheit reden
Mit Stimmen zwischen Gitterstäben

Dies Gefängnis kennt
Keine engen Räume
Dies Gefängnis heißt Subjekt
Relevant?
Nur erhoben, als Objekt
Mag es schreien!
Mag es wüten!
Soll es doch von Ausbruch reden
Mit Stimmen zwischen Gitterstäben

Dem Schmied sei gedankt
Dies Konstrukt, das hält
Solang man sich darin gefällt
Hier können Andere
Mit Köpfen aneinander knallen
Sich dabei wie wild
Im Kreise drehen
Dürfen Andere von Wahrheit reden
Mit Stimmen zwischen Gitterstäben

Donnerstag, 22. September 2011

Zeit

Zeit zu gehen
An schwangere Orte
Die von Neuem
Noch nicht Gelebtem
Zeugen

Donnerstag, 23. Juni 2011

Das Mahagoni-Parkett

Ein voller Tanzsaal,
Voll fremd wirkender Gestalten.
Ein tiefer Schluck aus einem
Bald wieder leeren
Whiskyglas,
Lässt die Beine bleiern erschweren,
Wo sich die Füße vom
Derb klebenden Boden lösen wollen.
Überall maskierte Augenpaare.
Euphorisiert, trüb und verschleiernd ummalt.
Kein Blick bleibt haften.
Er gleitet ab an stumpfen Oberflächen,
Die irgendeinen Sinn heucheln.
Ein tobendes Meer von rauschenden Augen,
An dessen Rändern
Die bittere Brühe allen Dreckes
Über die Ufer schlägt.
Und dennoch. Dort auf den
Schwarz schäumenden Wellen,
Über das Parkett hinweg, tanzt ein
Seltsam wohlbekannt anmutendes Paar
Augen voll Wärme und Licht.
Ein verzehrender Blick.
Tiefe, in der man sich verlieren könnt,
Um einen Anderen zu finden.
Ich fand mich an der Bar wieder.
Mit vollem Glas.
Die Beine stolperten über das Mahagoni
Des Parketts und ich sucht
Diesen Augen erneut zu begegnen
Und in ihrer erhofften Tiefe zu versinken.
Ein Schritt zu viel oder einer zu wenig.
Zu stark der endlose Zweifel
Und zu ungeschickt die Beine
Die da straucheln.
Ein falscher Tritt
Und der straffe Schädel schlägt
Auf den weiten Boden,
Des versifften Mahagoni-Parketts.

Stille.

Der spätere Kater weicht
Der nüchtern kalten Erkenntnis:
Man wurde abermals gefickt
Vom Moloch der eigenen Hoffnungen.

Dienstag, 7. Juni 2011

ein wenig Meer an Wahrheit

Neulich las ich,
der Deutsche neige dazu
die Sätze am ehesten für wahr
zu halten, die sich reimen
Drum soll sich hier nichts
Keine Zeile reimen
Damit niemand diesen Unsinn
Für wahr würde halten können
Denn für wahr,
wahr war stets nur die eigene Wahrheit
die nicht die eines anderen sein kann

Doch wie sollt der Kopf zur Ruhe kommen
der da kocht und schreit
nach Erfüllung eines Zweckes
und lebendiger Wahrheit

Er ließe sich ertränken
Im Meer von Bier
oder im süßem Liebe-Wein
Im Reigen von Gewinn oder Verlust
der wie starker Schnaps
Den Kopf mit Blindheit segnet
oder zur Ohnmacht verdammt
Doch im dauernden Reigen
bleibt der Kopf
für das Meere blind
Und verachtet alles mehr daran

Montag, 6. Juni 2011

Trutzburg

Das Mahagony heutiger Zeit

ist verzehrend wohlbekannt
doch widerwärtig fremd
ihr Geschmeiß zwar unverwandt
hat doch all als ihriges verfemt

gemeinsam in der Einsamkeit
heißt es im Mahagony heutiger Zeit

unserer endlichen Zeit, bedient es sich
allein zu kaltem Zwecke
verhöhnt, vergiftet dich und mich
all, so die über gespannte Decke

der aller herrlichsten Einsamkeit
verkehrt die einsam schönste Stund
ins Gefühl verronnener Gelegenheit
schlägt es der Trutzburg größte Wund

im Gefühl des allein Gelassenen

Sonntag, 8. Mai 2011

verlogene Verlorenheit

„Bist du
verlogen?
oder
verloren?“

Rundherum im Kreise drehen
Sich leere Worte im Raum
Mag man es auch beflehen
Bewegen werden sie kaum

Sie kratzen, sie stechen nicht
Sondern schmiegen sich an
Gegen niemanden zu Gericht
Mit verlogener Verlorenheit voran

Wo endet der Zirkelschluss?
Der uns in seinem Kreise hält
Endets im tödlichen Verdruss?
So mit uns die ganze Welt

Mittwoch, 16. Februar 2011

Mauern

Tätig lief der Verstand
Gegen ein dutzend Mauern
Ehe die Füße die ersten Schritte wagten
Du kläglicher Rest Vernunft
Bist verelendeter Bauer
Ohne Land, auf dem du wirkst
Bist morscher Baum
Ohne Knospen, die erblühen
Ohne Ast, der könnt sie tragen
Deiner Hoffnung süße Frucht
Beraubt deiner Macht
Überall wo du im Wege warst


Die Welt ist rund...
Und der Mensch wurd flach!
Er überrollte sich selbst
Nun ist er platt
Zwar ist sein Kopf
Noch manches mal wach
Doch meist tut er nur so
Als ob!
Er floh vor seiner Selbst
Und irrt ohne Ziel
Wo er noch irren darf

Montag, 20. Dezember 2010

Die Hyäne im Einkaufszentrum

Im Schatten jener Einkaufszentren
Lauert sie in jedem zweiten Sack.
Einem stinkend ausgefranstem Leinenwrack
Neben Plastikgötzen im leuchtend rotem Lack.

Da trieft ihr Maul noch von der letzten Beute
Da stürzt sie sich schon wieder auf die Leute
Zieht immer weiter ihre beengend großen Kreise
Bedrängend, auf ihre beklemmend schwere Weise.

Verschlingt EN GROS,
Alles was ist und was will bestehen
Alles was war und was könnt geschehen.

Verschlingt en petit,
Bis auch der Letzte hat mit ihr gerungen
Bis kein heroisch Lied wird mehr gesungen
Bis kein Waldgesang mehr erklingt
und der Mensch im Sumpf versinkt

Bis Nichts bleibt

...

ernüchternd

Freitag, 10. Dezember 2010

IM DICKICHT

Das Blute kocht vor Ungeduld und der Kopf gibt keine Ruh
Das Leben rast vorbei und der Verstand schaut zu
Wenn ich nur wüsst wofür er die Geduld aufbringt
Für die Gelegenheit mit der er um sein Glücke ringt?

Das Aug scheint blind, so sieht‘s keine Gelegenheit
Während das Herz vor Sehnsucht nach Taten schreit
Gefangen, Träumen und Gedanken verfallen
Machtlose, verdammt unnütz zu verhallen

„Im Wald zwei Wege boten sich mir dar,
und ich nahm den, der weniger betreten war.
Das veränderte mein Leben."
Im Dickicht von Wegen kann‘s heut noch einen gerechten geben?

Nach der Legitimation von Eigennutz und Idiotie
Verwelkte die Romantik die die Welt dem Leben verlieh


...


Resignation... ein unbeliebter Gast, obschon der Lump regelmäßig Einzug hält!

Montag, 11. Oktober 2010

Von sturen Soziologen

Anlässlich des achtzigsten Geburtstages des Kassenwarts der deutschen Gesellschaft für Soziologie.*


Ja die Soziologen fragten was uns wohl zusammenhält
Sie zogen große und kleine Rahmen um unsere Welt
Interpretierten und erklärten jeden kleinen Habitus
Suchten überall nach einem geeigneten Algorithmus

Philosophen haben die Welt nur unterschiedlich interpretiert
Die Soziologen haben die Gesellschaft dann konstruiert
Sie hießen ihr eine feste Struktur und sahen sie immanent
Man hat sie in Zement gegossen und nun ist sie transzendent

Nun suchten unsre Soziologen sich einen Standpunkt aus
Und bekrittelten das von ihnen konstruierte Haus
Ob nun Struktur- oder Systemtheorie
Sie begruben jede reformerische Euphorie

Von ihrem Standpunkt aus debattierten sie über Köpfe hinweg
Über den Kapitalismus, das Prekariat und deren Lebenszweck
Warum fällt es denn so schwer von einem Standpunkt abzurücken?
Die Gesellschaft und die Natur, das Kollektiv braucht neue Brücken

Meine Herren, von ihrem Punkte aus behalten sie stets Recht
Das lässt sich nicht bestreiten und ich suche darum kein Gefecht
Doch die Sicht ist reichlich eingeschränkt an nur einer Stelle
Darum überschreiten sie doch bitte ab und zu ihre Schwelle

*nach jedem prunkvollen und herrlichen Reim ist ein "Tätä Tätä" hinzuzudenken, der den Reim hervorheben und Ausdruck verleihen soll
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Die Phiole des Homunkulus

"Gib nach dem löblichen Verlangen - Von vorn die Schöpfung anzufangen, - Zu raschem Wirken sei bereit! - Da regst du dich nach ewigen Normen, - Durch tausend abertausend Formen, - Und bis zum Menschen hast du Zeit."

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